§ 21. Die Wende zum Leben

Was für das Medium gilt, dass es im doppelten Sinne nur in Abhebung von demjenigen überhaupt zu denken ist, dem es zugrunde liegt, dem Leben nämlich, in das es, wie alles andere auch, eingelassen ist, das gilt auch von Kunstwerken. Kunstwerke sind Erscheinungen, die nur dadurch begreiflich werden können, dass man deren Verhältnis zu einer allgemeinen Form des Lebens untersucht. Die paradigmatische Auffassung eines solchen Verhältnisses bestand bisher weitgehend darin, dass man die Eigenständigkeit von Kunstwerken betonte, also den Umstand, dass diese ihre eigene Form von Realität erzeugen. Eine solche Auffassung ist zwar richtig, allerdings gilt dasselbe auch von deren Gegenteil, denken wir im Einklang mit der Dialektik von Natur und Kunst: dass Kunstwerke mitnichten eigenständig sind, sondern nur vermöge dessen ihre eigene Realität erzeugen, als solche auf eine Realität verweisen, die bereits existiert. Die Wende zum Leben zu vollziehen bedeutet, dem Bewusstsein Raum zu verschaffen, dass dasjenige, worin alles, was Gegenstand werden kann, notwendig eingelassen ist, solchem nicht als ein Unvermitteltes, mithin Reines und schlicht Gegebenes zugrunde liegt, sondern selbst eine Form besitzt, wodurch das Leben in der Folge als ein Medium vorstellig wird, das allem, was innerhalb dessen erscheint, all seinem Inhalt eine, nämlich seine ureigene Form aufprägt. Der Vorstellung einer allgemeinen Form des Lebens liegt der Gedanke zugrunde, dass solch eine Form sich zeigen und beschreiben lassen muss.