§ 22. Eine Umkehrung der Perspektive

Somit wird alles, was erscheint, vom Leben her gedacht. Solch eine Umkehrung der Perspektive hat weitreichende Konsequenzen, besonders für Wissenschaften, die sich mit Artefakten befassen, etwa einer Bildwissenschaft, welche das Bild und die Bildbetrachtung noch heute wie etwas behandelt, das einen von der Welt und der allgemeinen Form des Lebens gänzlich unabhängigen Charakter besitzt, als hätte das Bild vor der Welt und die Betrachtung des Bildes vor der Betrachtung der Welt, vor dem Blick in die Welt existiert. Das Bild kann nur im Hinblick auf die Welt und die Betrachtung des Bildes nur im Hinblick auf jenen Urblick begreiflich werden. Denn das Bild liegt nicht der Welt, die Welt liegt dem Bild zugrunde und die Betrachtung des Bildes liegt nicht dem Leben, das Leben liegt der Betrachtung des Bildes zugrunde.