Ich liebe Virtual Reality – aber das Metaverse juckt mich nicht

Mark Zuckerberg beschreibt das Metaverse als Nachfolger des Internets, den wir als Avatare betreten und räumlich erfahren. Das soll ein Gefühl von Anwesenheit und soziale Nähe vermitteln, zu der Chaträume und Videotelefonie nicht in der Lage sind. Im Metaverse wird man unter anderem spielen und arbeiten können, aber für den Gründer des weltweit größten sozialen Netzwerks ist das nächste Internet primär eines: eine Begegnungsplattform.

Fortnite, Roblox und Minecraft geben Zuckerberg recht. Alle drei Plattformen werden als Vorläufer des Metaverse gehandelt und haben eine starke soziale Komponente: Hier dreht sich alles um das gemeinsame Erleben oder Bauen digitaler Welten.

Auch Virtual Reality hat erste Mini-Metaversen wie VRChat und Rec Room hervorgebracht, die sowohl in VR als auch in 2D zugänglich. Metas eigener Wurf Horizon Worlds startete Ende 2021 in Nordamerika und soll dieses Jahr auch für mobile Geräte erscheinen, wie Zuckerberg vor kurzem ankündigte. Das ist unabdingbar, da VR-Brillen längst nicht so verbreitet sind wie Smartphones und die Attraktivität eines sozialen Netzwerks mit der Größer seiner Nutzerschaft steigt. Die braucht Horizon Worlds, um überhaupt relevant zu werden.

Eine Szene aus der Social-VR-Plattform Rec Room.

Obwohl ich mich seit 2016 eingehend mit Virtual Reality beschäftige, habe ich mir VRChat und ähnliche Plattformen erst vor kurzem näher angesehen und auch das nur wegen des gegenwärtigen Metaverse-Hypes. Der Grund für meine Metaverse-Abstinenz ist ganz einfach der, dass ich schlicht kein Bedürfnis habe, andere Menschen in Virtual Reality kennenzulernen, weshalb mein Mikrofon auch meisten abgeschaltet bleibt. In dieser Frage bin ich altmodisch und bevorzuge Treffen im physischen Raum, sofern sie geografisch möglich sind.

Ich bin wohl ein Spezialfall und liebe VR gerade, weil sie mich für eine halbe Stunde oder Stunde von meiner physischen und sozialen Umwelt isoliert. Zum Glück bin ich nicht der Einzige, der so denkt. Der ehemalige Oculus-Technikchef John Carmack bezeichnet die VR-Brille als „Kopfhörer für die Augen“ und sieht sich innerhalb Metas als Quertreiber, der für die Macht der Isolation eintritt.

Das Wort ist negativ konnotiert, doch Isolation muss an sich nichts Schlechtes sein. Bücher liest man in der Regel allein, ohne dass man darüber zum Sonderling wird und auch andere Formen der Unterhaltung werden nicht zwingend besser dadurch, dass man sie mit anderen teilt.

Wie ich vor zwei Jahren schrieb: Virtual Reality ist das ideale Medium, um vom Alltag Abstand zu nehmen und sich zu sammeln. Sie ist meine Oase der Ruhe, die durch soziale Interaktion nur gestört würde. Was nicht heißt, dass ich mich gelegentlich gerne in der Virtual Reality treffe. Aber in VRChat und Konsorten wird man mir bis auf Weiteres eher nicht begegnen. Was mich betrifft, kann das Metaverse warten.

Dieser Beitrag erschien am 13. Februar 2022 bei MIXED.