§ 64. Die Dichte einer Verhältnisform resultiert nicht aus deren Quantität

Wollte man eine neue Verhältnisform schaffen, so ist für deren Dichte nicht dadurch zu sorgen, dass man alle drei Verhältnisqualitäten mitsamt deren Verhältnispotenzialität zur vollen Entfaltung kommen lässt. So wird die Musik so sehr vom Sinnlichen dominiert, dass das Wirkliche und Geistige in den Hintergrund tritt, überdies macht sie sich einzig den Hörsinn zunutze. Wir wissen aber, dass diese Verhältnisform gleichwohl eine Dichte besitzt, weshalb sie neben der Malerei und der Literatur lange Zeit und mit Recht als eine von drei Kardinalkünsten galt. Deshalb lässt sich aus dem Umstand, dass die Zehnte Kunstform eine Kunstform ist, welche die Formbedingungen aller anderen Kunstformen unter sich begreift, in keinster Weise folgern, dass solche den anderen Kunstformen überlegen sei. Aber genauso wenig bedeutet es dessen Gegenteil. Der Wert einer Kunstform gründet allein in der Dichte ihrer Verhältnisform. Diese Dichte wiederum ist Resultat des einzigartigen Aufbaus der Verhältnisform, weshalb Verhältnisformen nicht ohne weiteres miteinander verglichen werden können.