§ 47. Die ontologische Natur des Vorrangs

Solcher Gestalt zufolge besitzt das Wirkliche gegenüber dem Sinnlichen und Geistigen und das Wirkliche und Sinnliche gegenüber dem Geistigen einen Vorrang, wodurch für das Leben eine Art Rangfolge dieser Verhältnisqualitäten vorgestellt werden kann. Diese Rangfolge aber ist nicht struktureller, sondern ontologischer Natur. Das in der Welt gründende Wirkliche und Sinnliche und das im Geist gründende Geistige sind strukturell gesehen gleichwertige Zugänge zum Leben, gleichwohl existiert für das Leben, unter einem ontologischem Gesichtspunkt, eine Rangfolge dieser Verhältnisqualitäten. Dies zeigt sich beispielsweise in der Entwicklung eines Menschenlebens, dass es zunächst im Wirklichen und Sinnlichen aufgeht und erst mit der Zeit seine vollen Verstandeskräfte herausbildet. Ich habe in der fünften Betrachtung begründet, weshalb ich den Ausdruck des Wirklichen verwende: einmal, weil mit dem Umstand, dass etwas wirkt und wirken lässt, die Natur dieses fundamentalsten Phänomens getroffen ist, einmal, weil es dessen ontologischen Rang deutlich werden lässt. Das Wirkliche und das Sinnliche sind die Grundlagen des Realen, weshalb man vom Wahnsinn auch als einer Umkehrung des Verhältnisses von Geist und Welt sprechen könnte, bei welcher der Geist in reiner Selbstbespiegelung zur Grundlage des nunmehr Irrealen wird.