§ 148. Die ästhetische Handlung und die Unvollständigkeit der ästhetischen Systematik

Die traditionellen Kunstformen ermöglichen eine Entdeckung, die sich vornehmlich auf das Reich des Geistigen und Sinnlichen erstreckt und das Handwerk dieser Form von Entdeckung konnte sich während Jahrhunderten entwickeln. Aber welche Form nimmt ein Handwerk der Entdeckung an, das im Reich des Wirklichen aufgeht? Dass man an dem Reich des Wirklichen teilhat, bedeutet, dass man handelt, weshalb das Handwerk solcher Entdeckung die Form einer ästhetischen Handlung annimmt. Die Ästhetik gewinnt hierdurch eine vollkommen neue Dimension, die ihr bisher verborgen geblieben war, wodurch sich das bestehende ästhetische System als unvollständig erweist. Dass wir nur eine ungefähre Vorstellung dessen besitzen, was eine ästhetische Handlung ist, ist darauf zurückzuführen, dass das Kunstwerk, das in der Lage wäre, uns solch eine Vorstellung einzugeben, erst im Entstehen begriffen ist. Denn nur vermöge eines solchen Kunstwerks kann ein Handwerk aus der Entdeckung hervorgehen, das im Reich des Wirklichen zu sich findet. Die Aufgabe der Zehnten Kunstform besteht folglich darin, Voraussetzungen für die Entdeckung ästhetischen Handelns zu schaffen.