Mit einem solchen Denken einhergehen würde die Vorstellung, dass die Sprache das erste Medium ist, dem alle anderen Medien als defiziente Formen desselben nacheifern müssten. Die Theorie, welche der Ikonischen Wende zugrunde liegt, hat dieses Ungleichgewicht zugunsten einer Unterform des Sinnlichen zu korrigieren versucht, aber indem der Leitbegriff, vom dem solche Theorie ausgeht, derjenige einer Sprache der Bilder ist, anerkennt sie den Vorrang von etwas an, das zunächst einmal im Geistigen aufgeht und läuft damit Gefahr, einen Anspruch zu formulieren, dem sie nicht gerecht werden kann: das Bild als etwas zu erweisen, das über dieselben Kapazitäten verfügt wie die Sprache. Die Kapazitäten des Bildes gründen in der Eigengesetzlichkeit des Sinnlichen und sollten nicht unter dem Vorzeichen einer Verhältnisform erörtert werden, die in geradezu paradigmatischer Weise im Geistigen aufgeht. Doch noch bevor man über die Kapazitäten des Bildes spricht, muss man sich fragen, was man tut, wenn man über die Kapazitäten des Bildes spricht, nämlich über die Kapazitäten des Bildes zu sprechen. Eine Theorie des Bildes nimmt ihren Anfang und ihr Ende genau in dieser Frage, die erkennen lässt, dass der Gegenstand ihres Interesses in einem sehr viel größeren Zusammenhang, demjenigen von Geist und Welt, steht. Denn tut man nicht etwas ganz und gar Sonderbares in der Absicht, das Bildliche unter Zuhilfenahme der Sprache zu charakterisieren, von der sich das Bildliche gerade unterscheiden soll? Ungeachtet des Umstands, dass man gar keine andere Wahl hat, dass man auf das Recht pochen muss, über Bilder zu sprechen?