MR Chess zeigt das Potenzial sozialer Mixed Reality

MR Chess erschien diesen Monat für Meta Quest und ich hatte Gelegenheit, das Spiel mit dem App-Designer Fabian Rücker auszuprobieren.

Fabian hatte 2022 die Idee zu einem Mixed-Reality-Schachspiel und entwarf einen Prototyp, der so gut ankam, dass ihn das deutsche Studio Weltenbauer („Construction Simulator“) bei der Entwicklung unterstützte. Inspiriert war das Projekt von Metas Zukunftsvision eines distanzüberbrückenden Metaverse und einer Mixed Reality, die physische und virtuelle Wirklichkeit nahtlos verbindet.

Ich erinnere mich, dass Meta und Unity vor Jahren ein Mixed-Reality-Schach demonstrierten, die App erschien jedoch nie. Was nichts macht, weil MR Chess diese Lücke nun umso besser füllt. Fabian war so freundlich, mir seine App vorzuführen und so trafen wir uns mit unseren Quest 3 virtuell an meinem Küchentisch, um das Mixed-Reality-Schach auszuprobieren.

Metas Version eines Holo-Schachs mit AR-Brille. | Bild: Meta

MR Chess ist von Grund auf für Mixed Reality und Hand-Tracking entwickelt. Die Controller könnt ihr also weglegen. Zuerst wird das virtuelle Schachbrett durch Bewegung der Hand auf einer Oberfläche platziert und verankert, in meinem Fall ein Küchentisch. Anschließend kann man das Schachbrett durch Ziehen an einer Ecke beliebig vergrößern oder verkleinern sowie die Höhe bei Wunsch anpassen.

Fabians Ziel war, das Schachspielgefühl so authentisch wie möglich einzufangen und das ist ihm und seinem Team hervorragend gelungen. Als ich Fabians Spiel betrat, erschien sein Avatar auf der gegenüberliegenden Seite des Tischs und das dabei entstehende Gefühl der Kopräsenz war eindrücklich. Verstärkt wird das Gefühl des Beisammenseins noch dadurch, dass unsere Hände auf natürliche Weise mit dem Schachbrett zwischen uns interagieren.

Ich spiele mit Fabian Rücker eine Runde Mixed-Reality-Schach in meinem Wohnzimmer. Ich sitze in Kroatien, er in Deutschland. | Bild: Tomislav Bezmalinović

Das Schachbrett und die Figuren wirken echt, da sie detailgetreu modelliert sind und in hoher Auflösung gerendert werden. Mit der Hand greife ich nach den Figuren und lege sie auf dem gewünschten Feld ab. Das funktioniert dank Raffinessen der Hand-Tracking-Implementierung meist einwandfrei.

Eindrucksvoll ist auch das verwendete Verdeckungsmodell der Hände, das ich in dieser Qualität in noch in keiner anderen Mixed-Reality-App gesehen habe. Wenn ihr mit euren Händen über das Spielfeld fährt, verdecken sie dieses auf realistische Weise. Hierbei werden die Umrisse der Hände registriert und das entsprechende Passthrough-Material der Kameras darüber gelegt. Das Ergebnis ist ein immersiveres Spielgefühl, bei dem sich die eigenen, physischen Hände nahtlos ins digitale Schachspiel fügen.

Ebenfalls gut gefallen hat mir das intuitive UI-Design, das mich in seiner Einfachheit und Eleganz an das vorbildhaft designte Mixed-Reality-Spiel Cubism erinnerte. Die UI-Schaltflächen werden wie das Schachbrett auf den physischen Tisch vor euch projiziert, sodass dieser zu einer interaktiven Touch-Oberfläche wird und ihr annähernd das Gefühl bekommt, Knöpfe zu drücken.

Das Schachbrett und die Figuren lassen sich vorübergehend ausblenden, sodass ihr ein echtes Schachbrett und echte Figuren passgenau unter die digitalen Gegenstücke legen könnt. Das Spiel bekommt dadurch wie physisches Schach eine haptische Qualität.

Für die Zukunft geplant sind komplett virtuelle Umgebungen, knifflige Schachaufgaben für Einzelspieler:innen sowie die Implementierung einer Elo-Spielerbewertung. Natürlich könnt ihr Schach schon jetzt auch gegen eine KI spielen, doch seine Stärken spielt MR Chess erst als soziales Spielerlebnis aus.

Dieser Beitrag erschien am 30. Januar 2024 bei MIXED.