Im Netz ist eine Debatte um die Zukunft des VR-Inputs entbrannt. Sie nahm ihren Lauf, als Devin Reimer einen Leitartikel auf UploadVR veröffentlichte, in dem er eine scharfe Wende der VR-Industrie hin zum Handtracking prophezeite.
Reimer war der CEO und Technikchef von Owlchemy Labs, dem VR-Studio hinter Titeln wie Job Simulator und Vacation Simulator, das sich mit Handtracking durchspielen lässt. 2023 gründete Reimer ein eigenes Studio, das sich auf zugängliche VR-Spiele mit Handtracking-Fokus konzentriert. Reimer schrieb den Artikel im Hinblick auf kommende Headsets wie Apple Vision Pro, die zugunsten von Handtracking auf VR-Controller verzichtet.
„Als jemand, der in den letzten zwei und mehr Jahren fast ausschließlich mit Handtracking gearbeitet hat, kann ich sagen, dass der Stand der Technik einen riesigen Sprung nach vorn machen wird im Vergleich zu dem, was es heute gibt. Kombiniere das mit der konstanten und kontinuierlichen Qualitätsverbesserung beim Handtracking und die Landschaft wird in 2 Jahren ganz anders aussehen.“
Reimer geht davon aus, dass Handtracking zum Standard-Input werden wird und dass Studios, die weiterhin für VR-Controller entwickeln, entsprechend vorausplanen müssen. Die Kategorie werde „mehr und mehr zu einer Nische“.
Der VR-Industrieveteran und CEO von Cloudhead Games Denny Unger meldete mit einem Video Zweifel an dieser Prognose an. Sein Studio entwickelte den erfolgreichen Rhythmus-Shooter Pistol Whip, der auf VR-Controller setzt.
Unger nennt eine Reihe von Argumenten: dass man noch nicht sagen könne, ob Apple Vision ein Erfolg werde und dass das Gerät zumindest zum Launch eine vergleichsweise geringe Installationsbasis haben wird, dass andere Hersteller nicht zwingend ebenfalls auf Handtracking setzen werden und dass man mit Handtracking nicht das ganze Spektrum möglicher VR-Erfahrungen abbilden können wird.
Ebenfalls zu Wort meldete sich ein ehemaliger Owlchemy-Labs-Entwickler, der für das Studio viele Jahre lang an Interaktionen sowohl mit Controllern als auch Handtracking arbeitete. Er pflichtet Reimer grundsätzlich bei und meint, dass Handtracking-Exklusivität eine größere Wahrscheinlichkeit darstelle, als viele (einschließlich er selbst) zugeben möchten.
Zugleich denkt der Entwickler, dass das Aufkommen von Handtracking nicht gut sei für die aufkeimende VR-Industrie, weil sie den Markt erneut fragmentiere und etablierte Studios zwinge, wieder auf etwas vollkommen Neues umzusatteln. In diesem Punkt ähnelt die Argumentation der von Denny Unger.
Dieser Beitrag erschien am 11. Januar 2024 bei MIXED.