Der deutsche Entwickler Holger Frydrych erzählt in einem Vortrag, wie sein Team Half-Life 2 erfolgreich in die Virtual Reality brachte. Die VR-Mod, die mit Valves Segen entstand und auf Steam veröffentlicht wurde, erschien im Herbst 2022 und erhielt mehr als 4.000 positiven Bewertungen auf Steam. Im März und April 2023 folgten Episode 1 und 2.
In einem Vortrag auf dem Big Techday 2023 in München geht der leitende Entwickler Holger Frydrych auf die Entstehungsgeschichte der VR-Portierung ein. Ein Video des Vortrags kann man sich bei Youtube ansehen.
Die Geschichte der VR-Mod reicht zehn Jahre zurück und erlebte mehrere lange Entwicklungspausen. Erst ab Jahr 2021 gewann die Entwicklung wieder an Schwung. Unter Mitwirkung Frydrychs und anderer Modding-Größen wie DrBeef und WormSlayer wurde die Arbeit an der VR Mod zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht.
Im Vortrag erläutert Frydrych im Detail, wie Half-Life 2 an die technischen und spielerischen Erfordernisse der Virtual Reality angepasst wurde. So mussten etwa die 3D-Modelle der Waffen vervollständigt werden, da man diese in der klassischen Version nur von einer Seite sieht und die andere Seite von Valve gar nicht ausmodelliert wurde.
Viel Arbeit floss in Interface-Anpassungen. Für Half-Life 2 VR wurde ein neues Waffenauswahlmenü entwickelt, das demjenigen aus Half-Life: Alyx nachempfunden ist und eine ebenso schnelle, wie einprägsame Selektion der zahlreichen Waffen zulässt. Frydrychs Team ging gar so weit, Waffeninteraktionen einzubauen: So kann man die Pistole händisch nachladen und Gordon Freemans Brechstange eigenhändig schwingen, um Kisten zu zertrümmern.
Auch bei der Implementierung künstlicher Fortbewegung ging das Team beispielhaft vor. Die Mod erlaubt fließende Fortbewegung und Teleportation. Für die Vehikelpassagen, in denen man in hohem Tempo unterwegs ist, wurden weitere Modi entwickelt, um VR-Übelkeit einzudämmen.
Half-Life 2 VR ist ein leuchtendes Vorbild für Fan-Modding und eine der besten VR-Portierungen, die es gibt. Frydrych schrieb den Code in seiner Freizeit und arbeitete dafür an vielen Wochenenden und Abenden. Allein die Zeit, die Frydrych testend in der VR-Mod verbrachte, beläuft sich auf 250 bis 300 Stunden. Die Entwicklungszeit dürfte ein Mehrfaches davon betragen.
Dieser Beitrag erschien am 20. August 2023 bei MIXED.