Aufzeichnungen eines Schweizer Pendlers I

Ich denke an den unbekannten Inder zurück, der eines düsteren Morgens das Abteil betrat und sich unaufgefordert zu mir setzte. Jemand muss ihn mir geschickt haben, diesen lächelnden Inder, den ich nach etwas fragte und der meine Sprache nicht verstand und der, um die Gefahr eines Nichtzusammentreffens zu bannen, mich sanft am Knie berührte und mir damit zu verstehen gab: „Ich bin hier mit dir.“

Zwei Formen des Schreckens

Es gibt zwei Arten des Schreckens: jenen einer gänzlichen Paradoxie, Unordnung, Unvermitteltheit von Geist und Welt, also eines letzten Endes Unmenschlichen, und jenen einer totalen Harmonie und Ordnung, in der die Vermittlung zwischen Geist und Welt selbst so stark wird, dass sie ins Unmenschliche hinüberragt. In diesem Sinne meinte Rilke wohl, dass das Schöne nichts als des Schrecklichen Anfang sei.

Wider die Zergliederung

Ich frage mich, ob es einen fiktionalen Roman quasi-biografischer Anmutung geben kann, dessen Reichtum vornehmlich aus der Tiefe des darin dargestellten Lebens schöpft und nicht aus den Strukturen, die ein Schriftsteller darin angelegt hat. Es müsste ein Buch sein, das banal und ungeheuer vielschichtig zugleich ist, ohne dass eine literaturwissenschaftliche Zergliederung derselben Früchte trüge.