Die Kunst ist etwas Göttliches. Sie lässt uns im Einklang sein mit der Welt, wenigstens der Welt des Kunstwerks. In ihr tut sich zuallererst die Möglichkeit des Lebens auf. Alles, was beglückt, finden wir in ihr angelegt.
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Schritte in der Nacht
Manchmal, wenn ich in der Nacht daliege und durch das offene Fenster auf Geräusche von draußen auf der Straße horche, höre ich jemanden die Straße hinuntergehen und höre das Klackern der Absätze, das an den Häuserwänden widerhallt. Gestern ging ich selbst die Straße hinab. Es war spät, als ich nach Hause zurückkehrte und ganz still und so hallten meine Schritte weit die Häuserfassaden hinauf und ich fragte mich, ob mich jemand hörte und so, wie ich es viele Male getan, sich wunderte, wer da wohl zu später Stunde die Straße hinabgeht. Eine Geschichte zu hören und sie selbst zu erleben, ist in der Tat etwas gänzlich Verschiedenes.
Aufzeichnungen eines Schweizer Pendlers I
Ich denke an den unbekannten Inder zurück, der eines düsteren Morgens das Abteil betrat und sich unaufgefordert zu mir setzte. Jemand muss ihn mir geschickt haben, diesen lächelnden Inder, den ich nach etwas fragte und der meine Sprache nicht verstand und der, um die Gefahr eines Nichtzusammentreffens zu bannen, mich sanft am Knie berührte und mir damit zu verstehen gab: „Ich bin hier mit dir.“
Leid und Glück
Das Leid verlangt, erklärt zu werden, das Glück bloß danach, gelebt zu werden. Hier liegt eine mögliche Wurzel der Beschäftigung mit der Philosophie und ein möglicher Ausgang aus ihr.
Zwei Formen des Schreckens
Es gibt zwei Arten des Schreckens: jenen einer gänzlichen Paradoxie, Unordnung, Unvermitteltheit von Geist und Welt, also eines letzten Endes Unmenschlichen, und jenen einer totalen Harmonie und Ordnung, in der die Vermittlung zwischen Geist und Welt selbst so stark wird, dass sie ins Unmenschliche hinüberragt. In diesem Sinne meinte Rilke wohl, dass das Schöne nichts als des Schrecklichen Anfang sei.